Es ist 22:59 Uhr am 1. Mai 2020. Hätte mich jemand vor sechs Wochen gefragt, was ich an diesem Tag oder diesem Abend machen würde, hätte ich wahrscheinlich gesagt: „Keine Ahnung. Vielleicht grill ich irgendwo mit Freunden oder lieg übermüdet auf der Couch, weil ich ein bisschen zu lang und ein bisschen zu wild in den Mai getanzt hab oder ich bin im Kino, wenn es regnen sollte.“ Geregnet hat es tatsächlich, doch das ist nicht der einzige Grund, warum der 1. Mai 2020 – wie vieles Andere dieses Jahr – ins Wasser fällt.
Vor sechs Wochen sah mein Leben noch ganz, ganz anders aus. Ich hatte einen Job, der mich erfüllt hat, war als Schauspielerin tätig und hatte mir damit über fünf Jahre lang eine Selbstständigkeit aufgebaut, die florierte, hatte mir mit mehreren Theaterstücken einen Namen gemacht, die ich jeden Tag an einer anderen Schule aufführte.
Nachmittags ging ich mit meinem Mann ins Fitnessstudio und abends traf ich mich oft mit Freunden zum Essen oder um ins Kino oder Theater zu gehen. In regelmäßigen Abständen sah ich meine Familie, feierte Geburtstage und Hochzeiten und besuchte meinen Demenzkranken Opa im Pflegeheim. In den Ferien reiste ich gerne und oft und besuchte enge Freunde in den USA und Verwandte in Polen. Ich grüßte Menschen auf der Straße und lächelte sie an und umarmte meine Freundinnen, wenn ich sie sah – und zwar ohne schlechtes Gewissen und böse Blicke von außen.
Nichts von alldem ist geblieben! In nur sechs Wochen hat sich meine kleine Welt komplett verändert – sie ist zu etwas geworden, was ich kaum in Worte fassen kann. Es fühlt sich an, als lebe ich in einem Albtraum. Manchmal, wenn ich morgens aufwache, höre ich die Vögel zwitschern und sehe Licht durch die Jalousien fallen und für einen kurzen Moment habe ich das unglaublich gute Gefühl, dass ich nur geträumt habe und alles ist wieder wie vorher.
Doch je wacher ich werde, desto mehr drängt die Realität sich auf, ich höre die neusten Infiziertenzahlen im Radio, sehe die R-Kurve im Fernsehen und Videos und Interviews auf youtube, lese Zeitungsberichte und hunderte von WhatsApp-Nachrichten auf meinen Handy und ich weiß: der Alptraum ist noch längst nicht vorbei.
Corona is back – und spätestens nach dem Zähneputzen auch wieder in meinem Bewusstsein. Dabei ist es nicht die Krankheit, die mich schreckt. Es sind die Menschen. Die Politiker mit ihren Maßnahmen und die vielen Leute, die sie sang- und klanglos befolgen. Ohne den Sinn und Zweck oder die Verhältnismäßigkeit dieser Maßnahmen in Frage zu stellen. Mich erschreckt nicht das Corona-Virus, das laut den Professoren & Doktoren Streek, Püschel, Kekulé, Baghdi, Schiffmann und vielen mehr, längst nicht so gefährlich und schon gar nicht so tödlich ist wie anfangs angenommen.
Ich fürchte mich vor den Politikern, die namhafte, unabhängige Expertenstimmen dauerhaft ignorieren und stattdessen sturr an ihrem Strategiepapier festhalten und nur die fehlerhaften und zur politischen Fahrtrichtung passenden Zahlen des RKI beachten. Dabei ist das RKI keine unabhängige, wissenschaftliche Institution, wie man meinen möchte, sondern dem Stande nach selber eine Behörde. Ich fürchte mich vor einem Herrn Spahn, dem in Rekordgeschwindigkeit sämtliche Befugnisse und Rechte übertragen wurden, vor einem Söder, der nach noch härteren Maßnahmen schreit und vor einer Frau Merkel, die sich nur dann und wann im Fernsehen zeigt um die treuen Bürger*Innen zur Einhaltung der Maßnahmen aufzufordern.
Doch am meisten fürchte ich mich vor den vielen maskierten Menschen hier zu Lande, die das alles ungefragt mitmachen und im wahrsten Sinne des Wortes mittragen. Angefangen von der Maske im Gesicht bis hin zum Aussetzen unserer Grundrechte, unserer demokratischen Werte und der Möglichkeit zur freien Entfaltung.
Da ich 1988 geboren wurde, habe ich das unsagbare Glück, in einer Welt aufgewachsen zu sein, die aus meiner Warte vor allem als Kind und Jugendliche friedlich und unbeschwert war. Ich habe den Mauerfall als 1-Jährige nicht aktiv miterlebt und die Zustände in der DDR kenne ich nur aus Erzählungen. Doch wenn Leute hierzulande nun mehr ihre Nachbarn denunzieren, weil diese Besuch in ihrer Wohnung empfangen oder Passanten das Ordnungsamt rufen, weil andere Menschen beim Spazieren den 2-Meter-Abstand nicht einhalten, bekomme ich eine leise Ahnung davon, wie das Leben in einem Überwachungsstaat sich anfühlen muss.
Meine Großeltern erzählten mir immer viel von früher. Wenn sie davon berichteten, war ich immer unendlich froh und dankbar dafür, den Holocaust und die Weltkriege nicht miterlebt haben zu müssen. Ich war dankbar dafür in einer anderen Zeit geboren zu sein und dachte immer, ich wüsste es zu schätzen in einer Demokratie zu leben, in der Einigkeit und Recht und Freiheit groß geschrieben werden. Doch wenn ich mir die Entwicklungen der letzten Wochen ansehe, in der diese drei Begriffe von unserer Regierung mit Füßen getreten werden, weiß ich: Die friedliche und unbeschwerte Zeit ist vorbei.
Absolut richtig beschrieben! Genau so und nicht anders sieht es aus! Zwar sehe ich meinen Beruf nicht als gefährdet an, aber ich sehe, wie viele Menschen in meinem Umfeld um ihre Existenz fürchten müssen. Krankenschwestern, die nicht zu tun haben und von dringend notwendigen Krebsoperationen und Chemotherapien berichten, die nicht durchgeführt werden, weil die Betten frei bleiben müssen. Maskierte Menschen überall, die sich noch vor kurzem beschwert haben, wenn jemand mit Burka durch die Straßen läuft und dessen Mimik nun ebenfalls verdeckt ist. Leute die meinen ich sei ein schlechter Mensch, weil ich das Kontakt“verbot“ nicht einhalte, weil ich meine Familie besuche. Ich habe meinen Opa nicht umarmt, weil man sich nicht zu nahe kommen darf. Mein Opa ist 93, er hat COPD, ich weiß, dass ich nicht mehr viele Möglichkeiten haben werde ihn in die Arme zu schließen und als meine Oma Ende des Jahres von uns gegangen ist war einer meiner ersten Gedanken „ich würde sie noch einmal gerne in die Arme schließen“. Ich bin „symptomfrei“, wie das klingt, als ob die Menschheit verseucht wäre und als mein Opa gestern nach Hause gegangen ist habe ich das einzig richtige getan, ich hab ihn in den Arm genommen! Ich will mir nie wieder sagen müssen „ich würde gerne“…
Und ich finde den Gedanken völlig absurd etwas zu tun, was mir von der Politik suggeriert wird es sei das richtige, obwohl ich selbst anderer Auffassung bin. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich Corona bekommen könnte, ich hatte bisher nicht mal die Grippe, obwohl ich nicht geimpft bin, mein Freund hat keine Tollwut bekommen, obwohl er vom Affen auf Bali gebissen wurde… Auch das muss man sich ja Mal bewusst machen! Normalerweise sollte morgen unser Flug nach Bali gehen…jetzt dürfen wir nichmal mit dem Wohnmobil los. Darin sind wir zu zweit unterwegs, es sind unsere eigenen vier (Blech)Wände, wo bitte ist das Problem damit loszufahren?! In den Sozialen Netzwerken werden Kommentare in die Richtung gelöscht, man wir als Aussätziger behandelt, wenn man nur den Gedanken daran verschwenden, das ist für mich krank! Handydaten werden gespeichert, Bewegungsprofile erstellt, am Besten soll ich nur noch mit Karte zahlen, damit jeder meiner Schritte überwacht werden kann! Wo sind wir gelandet?! Mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun! Unsere Grundrechte werde jeden Tag mit Füßen getreten!
LikeLike
Hallo AwieAndetta,
ich finde es toll, dass du diesen Blog erstellt hast und dazu meinen Glückwunsch.
Ich teile Deine Betroffenheit über die Entwicklung im Umgang mit uns als Bevölkerung (Volk ?🙄) und über die blinde Akzeptanz der Vorgehensweise und Maßnahmen bei einem Großteil „des Volkes“.
Das aufkommende Gefühl von Überwachung bei gleichzeitiger Einschränkung unserer wahrlich schwer er“kämpften“ demokratische Grundrechte ist keine Frage des Alters – ich war vor 2 Jahren doppelt so alt wie du – und lässt auch mich erahnen, wie bedrückend hilflos das Leben in einer anderen Staatsform (gewesen) sein muss.
Besonders erschreckend finde ich die Denunziationen als Auswüchse der Angst und die Gewalt gegen diejenigen, die nur versuchen, ihre ihnen zustehenden Grundrechte zu leben.
Liebe AwieAndetta, ich finde dein Blog gehört auf die Titelseiten unserer demokratischen Informationsmedien, um vielen anderen zu zeigen, welche Schatten und Auswirkungen durch deren Umgang hervorgerufen werden.
Ich hoffe, dass sich zunehmend immer mehr Menschen trauen, für ihre Grundrechte einzustehen, diese einfordern und ihren Unmut über den derzeitigen Zustand öffentlich sichtbar machen.
Liebe und unterstützende Grüße
Thomas
LikeLike